Privatbesitz

Franz Lippisch

Gaben des Friedens, 1911

Gouache, 37 x 66 cm

Drei „antik“ gekleidete Frauen mit Blumenkranz im Haar tragen Symbole von Frieden und Wohlstand (Korb, Palmzweig, Füllhorn). Die Kleidung der übrigen Menschen und die Architektur erinnern an die Renaissance. Die Inschrift über dem Bogen links lautet wohl „beneficia pacis“ (lateinisch: Gaben des Friedens). Die friesartige Komposition mit den statuenhaft angeordneten Personen und die im verlorenen Profil dargestellte Frau mit Kindern links gemahnen an Bilder Anselm Feuerbachs. Ein junger Mann mit Helm und Harnisch, für den wohl ein Sohn Franz Lippischs Modell stand, hält die alte Reichsfahne. Der Bildtitel zitiert evtl. die deutsche Kaiserproklamation in Versailles (18. Januar 1871): „Uns aber und unseren Nachfolgern an der Kaiserkrone wolle Gott verleihen, allezeit Mehrer des Deutschen Reiches zu sein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an Gütern und Gaben des Friedens auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Ordnung.“ Drei Jahre vor Beginn des Ersten Weltkriegs erscheint dies nicht ohne traurige Ironie. Das Bild war gedacht für den Sitzungssaal einer Bank, den der oft in Jamlitz weilende, später dort ansässige Berliner Architekt Paul Schröder entworfen hat. Wahrscheinlich handelt es sich um seinen 1910/11 erfolgten Umbau des Hauses Sommer in der Dorotheenstraße 99 in Berlin für die Deutsche Hypothekenbank AG (heute Teil Jakob-Kaiser-Hauses des Deutschen Bundestags). Dies soll weiter erforscht werden.

Privatbesitz (Foto: privat)

Franz Lippisch

Anselm Lippisch in Ritterrüstung, um 1911

Öl auf Leinwand, 72 x 88 cm

Das Gemälde soll anlässlich einer Karnevalsverkleidung entstanden sein. Für die Gaben des Friedens stand wohl auch einer von Franz Lippischs Söhnen (Alexander?) in dieser Rüstung Modell.

Schack-Galerie, München, Foto: Zeno.org

Anselm Feuerbach

Familienbild, 1866

Öl auf Leinwand, 136,4 x 159,5 cm

Die im „verlorenen Profil“, vom Betrachter abgewandt in die Ferne blickende Mutter mit Kindern verkörpert einen von Anselm Feuerbach geschaffenen Frauentypus, den Franz Lippisch nicht nur in seinem Bild Gaben des Friedens aufgriff.

Foto aus dem Nachlass

Paul Schröder / Franz Lippisch

Sitzungsraum einer Bankmit Wandbild Gaben des Friedens, undatiert

Das Foto eines von Architekt Paul Schröder gestalteten Raumes (wohl der Umbau des Hauses Sommer in der Dorotheenstraße 99 in Berlin für die Deutsche Hypothekenbank AG, 1910, Denkmalliste Berlin, Nr. 09065036) ist von Franz Lippisch beschriftet „Entwurf für ein allegorisches Bild“ und zeigt im Hintergrund sein Bild Gaben des Friedens. Gegenüber dem Originalentwurf gibt es im Wandbild kleine Änderungen, z.B. trägt die mittlere Frauenfigur nun ein gemustertes Kleid. Ob der Entwurf so ausgeführt wurde oder es sich um eine Bildmontage handelt, ist ungeklärt.