Privatbesitz, Foto: Hanseatisches Auktionshaus Bolland & Marotz, Bremen

Franz Lippisch

Flößer Tod, Berlin 1897

Öltempera auf Leinwand, 78 x 153 cm

Die Gemäldefassung der Federzeichnung Das Floß des Todes (1885) ist Franz Lippischs bekanntestes Werk. Sie war u.a. in der Zeitschrift Die Jugend abgebildet. Zur Federzeichnung gibt es signifikante Unterschiede, deren Herausbildung sich an einer erhaltenen Kompositionsskizze verfolgen lässt. Das Gemälde ist dynamischer, der Betrachter wird direkter angesprochen.

Das Bildformat ist steiler, das Geschehen näher „herangezoomt“, der Fluchtpunkt nach links versetzt und durch eine Felskante betont (dafür wurde auf den wehenden rechten Ärmel der Todesfigur verzichtet). Die Landschaft ist als Silhouette zusammengefasst, der Kontrast zwischen dunklen Wolken und Lichtstreifen verstärkt. Der Tod steht nun direkt auf den Körpern, nicht in einem Boot. Sein Kopf ist nach rechts oben gewendet, die Haltung des linken Arms steiler, die Schrittstellung durch den Tritt auf einen weiblichen Körper (mit Korsett) motiviert. Das Floß aus Menschenleibern beschreibt am Horizont einen Bogen, vor dem sich das kalte Himmelslicht im Wasser spiegelt.

Alle Figuren sind nun zeitgenössisch gekleidet, darunter vorn ein Soldat in Uniform. Alte und Kinder sind dabei. Laut Titeln nicht erhaltener Skizzen dienten Freunde wie der Maler Ismael Gentz als Modell. Vorn rechts erkennt man wie in der Federzeichnung „Ophelia“, sie ist aber jetzt direkt am unteren Rand schräg ins Bild gesetzt, um den Betrachterblick hineinzulenken. Bei dem einzelnen Männerkopf links ist fraglich, ob er einem Toten oder Ertrinkenden gehört. Dieses Detail ließ Franz Lippisch bei einer Replik des Gemäldes weg. „In’s Meer der Ewigkeit und dann vergessen!“ endet Franz Lippischs eigenes Gedicht zu dem Bild.

Ausst.: Große Berliner Kunstausstellung 1897, Glaspalast München 1898; Schlesischer Kunstverein Breslau 1899; Verein Berliner Künstler 1929. – Lit. (Auswahl): Die Jugend 3, Nr. 50 (Abb. S. 836 mit Gedicht von Fritz von Ostini); Spemann 1901, Nr. 1455; Der Türmer 11, Bd. 1, H. 2 (Nov. 1908) sw-Kunstbeilage vor S. 177; Westermanns Monatshefte 70, Bd. 139 (1925/26), S. 237f.; Bolland & Marotz, Bremen, Auktion Herbst 2014 (Lot 1618).

Privatbesitz

Franz Lippisch

Kompositionsskizze zum „Flößer Tod“, 1896

Wasserfarben und Feder mit Tinte, 40,5 x 69 cm

Die Figurenstudien für das Gemälde Flößer Tod sind verloren, aber diese Kompositionsskizze ist erhalten. So wird die stufenweise Veränderung gegenüber der Federzeichnung Das Floß des Todes von 1885 deutlich. In der Kompositionsskizze ist schon das Bildformat steiler und die kühl-blaue Farbstimmung definiert. Die Todesfigur blickt bereits nach rechts, aber noch nicht nach oben. Linker Arm und Stab ragen schon bis zum oberen Bildrand, aber noch nicht so steil wie im Gemälde. „Ophelia“ rechts unten schwimmt noch bildparallel. Im Gemälde wird die Komposition dann von einem zentralen gleichseitigen Dreieck bestimmt, das links der Stab, rechts die Diagonale vom Kopf des Todes bis zur nun schräg gelagerten „Ophelia“ und die bildparallel angeordneten Leiber des Soldaten und der Frau im Korsett bilden.

Ausst.: Gedächtnisausstellung Cottbus 1942

Privatarchiv

Franz Lippisch

Flößer Tod (Replik), undatiertes Foto

Das Foto dokumentiert eine nicht erhaltene eigenhändige Replik von Franz Lippischs Bild Flößer Tod ohne den Kopf vorn links.