Privatbesitz

Kurt Herbst

Teichfischerei (Jamlitz), 1949

Öl auf Leinwand, 114 x 96 cm

Das vom 31.5. bis 30.6.1949 in der Berliner Ausstellung „Mensch und Arbeit“ gezeigte Gemälde hat die für Jamlitz typische Arbeit in der Teichwirtschaft zum Gegenstand. Der Maler Rudolf Grunemann hatte 1947 dasselbe Thema als Wandbild im Jamlitzer Bahnhof gestaltet. Kurt Herbst, dessen neuer Nachbar am Raduschsee, experimentierte in seinem Bild mit Stilmitteln des Kubismus und löste die natürlichen Formen teils in Farbfelder und geometrische Flächen auf. Das ist deshalb erstaunlich, weil der Ausstellung ein vom FDGB und der Zeitschrift Bildende Kunst ausgeschriebener Wettbewerb „Unsere neue Wirklichkeit“ vorausgegangen war, in dem die Künstler aufgefordert wurden, sich von der künstlerischen Sprache der Vorkriegsmoderne zu lösen. Doch trotz deren beginnender Verfemung als „Formalismus“ fand ein breiteres Spektrum an künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten Raum als nach der Durchsetzung des Sozialistischen Realismus Anfang der 1950er-Jahre.

Anscheinend erfüllte Herbst aus Sicht der Ausstellungsjury die gestellte Aufgabe, das Verhältnis von Malerei, Mensch und Arbeit im Sinne des sozialistischen Aufbaus positiv zu reflektieren. Er verfremdete zwar malerisch die Wirklichkeit, schuf aber eine „neue Wirklichkeit“, indem er die angestrengt arbeitenden Menschen, die zappelnden Fische und das Element Wasser durch Malweise und Farbigkeit zu einem dynamischen Ganzen verschmolz.

Das Gemälde war wahrscheinlich unter dem Titel Fischerei am Raddusch-See auch in der Ausstellung „Kunst und Laienkunst im Kreise Lübben“ anlässlich der 800-Jahrfeier der Stadt Lübben im Lübbener Schlossturm 1950 zu sehen.